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Rüdiger Nehberg über Wolfgang Brög

Nehberg & Brög
Nehberg & Brög

Ein Geleitwort von "Sir Vival"

Nehberg über Wolfgang Brög

Wolfgang habe ich als Dokumentarfilmer kennen gelernt. Er war es, der nach der Ermordung Michael Teichmanns am Blauen Nil ( 1975) in Äthiopien ohne Zögern bereit war, die nächste Flussreise (Omo River, Äthiopien) als Dokumentarfilmer mitzumachen. Der Film lief in bester Sendezeit, Bayerischer Rundfunk. Wolfgang Brög hat meine Fahrt mit dem Tretboot über den Atlantik bis zum Start in Senegal und ab Ankunft Brasilien dokumentiert. Beste Sendezeit ZDF.

Mit Wolfgang bin ich dann vor allem mehrfach in Brasilien gewesen. Kein Nebenfluss des Rio Negro, wo wir nicht gewesen wären. Eine beeindruckende Reportage gelang ihm in Amazonien, als er die wahre Identität des angeblichen „Häuptlings“ Tatunca Nara und die rätselhaften Morde in dessen Umfeld beweiserheblich als Taten eben dieses „großen Häuptlings“ dokumentierte. Er wies nach, dass der Mann in Wirklichkeit Hansi Richard Günther Hauck aus dem schönen Franken in Bayern war. Beste Sendezeit ind der ARD, mein Buch „Abenteuer Urwald“ -  Krimi der Sonderklasse.

Aber vor allem hat Wolfgang mit teilweise versteckter Kamera den entscheidenden Film gedreht über den drohenden Völkermord an den Yanomami-Indianern (Brasilien). Eine Armee von 65.000 Goldsuchern war dort über eine Luftbrücke in das Hoheitsgebiet dieses letzten großen und noch ursprünglich lebenden Volkes (20.000 Menschen) eingefallen. 400 Flugzeuge, 120 illegale Landepisten: Bürgerkrieg hinter den Kulissen des Regenwaldes. In unserer Welt bekam man davon nichts mit. Die Invasion war mafiös perfekt organisiert und wurde von den Verantwortlichen, bis hinauf zum Staatspräsidenten, totgeschwiegen.

Wolfgang und ich hatten uns als Goldsucher unter die Goldsucher gemischt, mit den ‚Wölfen’ geheult und die absolute Missachtung der brasilianischen Verfassung dokumentieren können. Sein Film „Goldrausch in Amazonien“ erhielt im ZDF wieder beste Abendsendezeit. Greenpeace finanzierte die Verteilung an Institutionen und mutige Sender weltweit. Er lief auch in Brasilien und hat die Verbrechen aller Welt deutlich gemacht. Er wurde ein wesentlicher Meilenstein im Drama um die Rettung der Yanomami. Dass sie nach über 20 Jahren Bürgerkrieg endlich Frieden erhalten haben, ist wesentlich auch Wolfgangs Film zu verdanken.

Was Wolfgang besonders auszeichnet, ist sein Durchhaltevermögen sowie sein Organisations- und Improvisationstalent. Als ehemaliger Extremalpinist und Bergführer gibt es für ihn kein unüberwindbares Hindernis. Er scheut sich nicht, für eine wichtige Filmszene höchste Urwaldbäume zu ersteigen, sich von Baumkrone zu Baumkrone vorzuarbeiten, in tiefste Schluchten abzuseilen, sich mit Booten reißende Ströme hinunterzustürzen oder vom Motorgleitschirm aus über feindlichen Gebieten zu filmen. Ich habe nie erlebt, dass er ein Wagnis aus Angst nicht riskiert hätte.

Auf Brasilien bezogen, kommen ihm dort außerdem seine exzellenten Sprachkenntnisse zugute. Er spricht nicht nur perfekt Portugiesisch und Spanisch, sondern beherrscht auch die unerschöpflichen Tricks, die zum Überleben in der Natur, bei Behörden oder bei den Einheimischen notwendig sind. Brasilien und das Amazonasgebiet ist zu seiner zweiten Heimat geworden.

Rüdiger Nehberg
Weihnachten 2004

Anmerkung von Wolfgang Brög - Rüdiger ist am 1.April 2020 verstorben. Seit 1975 waren wir durch zahlreiche abenteuerliche Unternehmungen miteinander verbunden. Unter anderen die erste Befahrung des Flusses Omo in Südäthiopien 1975, Begegnung mit den Panare-Indianern in Venezuela 1977, Publikation der Invasion von Goldsuchern im Land der Yanomami-Indianer in Brasilien 1980. Eine Liste weiterer Filme [hier...]